Mit dem 1. Preis beim Leeds International Piano Competition 1993 wurde Ricardo Castro zum ersten Lateinamerikaner, der diesen äusserst renommierten englischen Klavierwettberb seit seiner Gründung gewonnen hatte. Und zwanzig Jahre später wurde er der erste Brasilianer, welche eine Ehrenmitgliedschaft der britischen Royal Philharmonic Society zugesprochen bekam. Bereits im Alter von drei Jahren hatten sich bei ihm ein deutliches Interesse und eine Leichtigkeit im Klavierspiel gezeigt, als Ricardo Castro die Klavierstunden seiner Schwester bei der gemeinsamen Tante beobachtete. Mit fünf Jahren wurde er als grosse Ausnahme von Esther Cardoso an die Schule für Musik und Darstellende Künste der Universidade Federal da Bahia aufgenommen. 1984 begann er sein europäisches Studium in der Solistenklasse von Maria Tipo sowie in der Dirigierklasse von Arpad Gerecz am Conservatoire supérieur de Musique de Genève, welches er 1987 mit dem 1. Preis und mit Auszeichnung abschloss. Im selben Jahr wurde er ex aequo-Gewinner des ARD-Wettbewerbs in München, und ein Jahr später Preisträger beim Concours Géza Anda. Kurz darauf vollendete er seine Ausbildung bei Dominique Merlet in Paris. Seitdem spielt Ricardo Castro mit den grössten internationalen Orchester wie dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Tonhalle-Orchester Zürich, BBC London Philharmonic, English Chamber Orchestra, Academy of St. Martin in the Fields, City of Birmingham Symphony, Tokyo Philharmonic, Orchestre de la Suisse Romande, Mozarteum-Orchester Salzburg u.a.m. Zu seinen Partnern auf dem Konzertpodium gehören unter anderem Sir Simon Rattle, Martha Argerich, Leif Segerstam, Kazimierz Kord, Midori und Antonio Meneses. 2003 gründete er gemeinsam mit Maria João Pires ein Klavierduo, welches in zahlreichen Städten Europas auftrat und eine von der Deutschen Grammophon produzierte CD mit Solo- und Werken für vier Hände von Schubert aufnahm. Zahlreiche andere CDs entstanden für BMG-Arte Nova und wurden von der Kritik mit viel Lob zur Kenntnis genommen. 2007 schuf Ricardo Castro NEOJIBA (Staatliche Zentren für Kinder- und Jugendorchester von Bahia), ein von Venezuelas El Sistema inspiriertes Pionierprogramm, von welchem seither über 10’000 Kinder, Jugendliche und junge Menschen aus Bahia profitieren konnten. Als Generaldirektor von NEOJIBA ist Ricardo Castro zudem künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Jugendorchesters von Bahia, das erste brasilianische Jugendorchester, welches in Europa aufgetreten ist. Seit seiner Gründung hat es hunderte von Konzerten in Brasilien sowie auf sieben Tournéen in die wichtigsten europäischen und nordamerikanischen Konzertsäle absolviert. Im September 2020 wurde Ricardo Castro zum Professor an der Haute École de Musique de Genève gewählt, wo er ab September 2021 zudem die Leitung der Klavierabteilung übernimmt. Darüber hinaus unterrichtet er an derHaute École de Musique Vaud Valais Fribourg sowie an der Scuola di Musica di Fiesole, wo er 2018 eine Klasse für das Dirigieren vom Instrument aus ins Leben rief.